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Teil 1
Interview
Frau Mahnke und Frau Zeh

Interview mit Annett Zeh und Ines Mahnke
Annett Zeh und Ines Mahnke im Gespräch über die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Menschen.Frau Zeh, Sie sind Psychologin und arbeiten als Aufsichtsperson bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Können Sie uns kurz erklären, was Sie dort tun?
Annett Zeh Die BGW ist ein Zweig der gesetzlichen Unfallversicherung, die wiederum ein Zweig der gesetzlichen Sozialversicherung ist. Dazu gehören auch die Arbeitslosenversicherung und die Krankenversicherung. Ich selbst arbeite seit 1996 bei der BGW, habe dort im Bereich Forschung und Entwicklung angefangen und schwerpunktmäßig zu Stressmanagement, psychischer Belastung und Gewalt gearbeitet. 2011 habe ich mich als Aufsichtsperson beworben, die zweieinhalbjährige Ausbildung absolviert und bin seitdem im Außendienst. Ich berate, begleite und überprüfe also Unternehmen. Dazu gehört auch das Lebenshilfewerk, mit dem ich bereits viele Projekte anpacken konnte.
Frau Mahnke, Frau Zeh, wie haben Sie den Anfang der Pandemie wahrgenommen? Wie sahen die ersten Tage und Wochen bei Ihnen aus?
Ines Mahnke Zum Jahreswechsel schien alles noch sehr weit weg zu sein. Dann waren plötzlich Österreich und Italien in den Schlagzeilen – und als das Virus erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde, war ich wirklich in Sorge. Ich hatte keine Vorstellung davon, was Corona mit einem Unternehmen wie dem unseren machen würde Zum Glück sind wir jedoch gut vernetzt, haben hervorragende Dachverbände. Das Diakonische Werk in Mecklenburg- Vorpommern hat schon am 10. März ein Mitgliederrundschreiben Corona-Pandemie verschickt, in dem es über die Lage informiert hat. Am 11. März habe ich unseren eigenen Krisenstab gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Diese Pandemie wird über einen gewissen Zeitraum unser Leben bestimmen. Es herrschte eine ganze Menge Sorge und Ungläubigkeit bei uns und bei allen MitarbeiterInnen. Natürlich auch in Bezug auf den Schutz aller Menschen im Lebenshilfewerk-Verbund.
Annett Zeh Zu Beginn der Pandemie haben sich natürlich viele Unternehmen an uns gewandt und nach Informationen gefragt. Aber auch meine KollegInnen und ich waren ganz am Anfang noch nicht rundum informiert – und die geltenden Richtlinien veränderten sich ständig. Wir mussten sehr schnell definieren, was richtig und was falsch ist, und dies kommunizieren. Dafür gab es auch bei uns einen eigenen Krisenstab, der sich regelmäßig getroffen und für die Mitgliedsbetriebe Branchenstandards entwickelt hat. Am wichtigsten war es, Infektionsketten zu unterbrechen. Und das gelingt eben am besten durch die berühmten AHAL-Regeln, also Abstand halten, Hygieneregeln beachten, im Alltag Maske tragen und lüften. Nebenher musste ich mich – so wie viele andere – auf viele neue Anforderungen einstellen. Es bedeutete zum Beispiel den Wechsel vom Büro ins Homeoffice und die Einschränkung, Eltern und Freunde nicht mehr zu sehen. Auch zwischenmenschlich veränderte sich einiges – es gab mehr Misstrauen und Distanz. Deshalb war es so wohltuend, dass Sie, Frau Mahnke, ein Verbundenheitszeichen gesetzt haben und auch mir, die ich von einer Behörde komme, ein Verbunden bleiben- Armband geschickt haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil es für etwas steht, das uns in dieser Zeit etwas abhandengekommen ist: die zwischenmenschliche Nähe und Zugewandtheit.