Arbeiten heißt: sinnerfüllt tätig werden. Arbeiten heißt: am
Arbeitsleben teilhaben. Wir entwickeln unsere Angebote stetig
weiter. Mehr Menschen können mit uns entsprechend ihrer eigenen
Fähigkeiten einer Tätigkeit nachgehen, die ihnen Freude
bereitet.
Ein zentrales Ziel unserer Arbeit ist es, gemeinsam mit den
Menschen mit Behinderung auf ihre Teilhabe am Arbeitsleben und auf
ein sinnerfülltes Tätigsein hinzuwirken.
Dafür stellen wir den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Wünschen,
Fähigkeiten und Fertigkeiten in das Zentrum der Betrachtung und
richten unsere Aktivitäten darauf aus. Der Mensch als Individuum
ist der Ausgangspunkt unseres Handelns. Nicht wir geben vor,
welche Angebote sinnvoll sind, sondern unsere Klienten selbst mit
ihren ganz eigenen Fähigkeiten und Wünschen. Dieser
Perspektivwechsel ist ein fortlaufender Entwicklungsprozess. Unser
unternehmerisches Handeln erfordert außerdem ein Zusammenwirken
von Teilhabe und Wirtschaftlichkeit sowie von Rehabilitation und
Produktion.
Wir gestalten unsere Angebote noch passgenauer, flexibler und
durchlässiger. Dazu gehört auch, unsere aktuellen
Rahmenbedingungen, die gewachsenen Strukturen und
organisatorischen Abläufe unserer bestehenden Angebote kritisch
unter die Lupe zu nehmen.
Wir suchen und erproben neue Möglichkeiten der Teilhabe am
Arbeitsleben und neue Zugänge in unsere Angebote. Dabei leitet uns
der Wunsch, im Sinne der Teilhabe jedes einzelnen Menschen mit
Behinderung noch besser zu werden und unsere Angebote zu
erweitern.
Kenn zahlen 2021
Kennzahlen
+3
neue Beschäftigte durften die
Ratzeburger Werkstätten verzeichnen
Beschäftigte waren insgesamt in
allen Werkstätten beschäftigt
869
22+
neue Beschäftigte gab es in 2021 in dem Näh-Atelier und der Näh-Werkstatt in Hagenow
Hierauf sind wir stolz
Hierauf sind wir stolz:
Führerschein Klasse B:
„Auto fahren ist für mich
ein Stück Freiheit“
Sabrina Neurath arbeitet seit 2017
im Metallbereich der Geesthachter
Werkstätten. Den Wunsch, am Steuer
zu sitzen, hat sie aber schon viel
länger. „Ich war schon als Kind gerne
mit dem Auto oder Bus unterwegs,
habe „Auto fahren“ gespielt“,
erzählt sie.
Sie mag es einfach, draußen unterwegs
zu sein. Deswegen hat Sabrina Neurath nicht
lange nach ihrem Start beim Lebenshilfewerk
begonnen, neben ihrer Arbeit mit Metall
mit einem Kollegen gemeinsam Essen
auszufahren. Bis 2021 war sie nur Beifahrerin.
Aber das war ihr auf Dauer zu wenig.
Zusammen mit Oliver Penns von den
Geesthachter Werkstätten hat sie daher das
Projekt Führerschein in Angriff genommen.
Nach Feierabend saß sie gemeinsam mit anderen
Beschäftigten der Werkstatt zusammen.
Mit Oliver Penns haben sie für die Theorieprüfung
gelernt, haben immer wieder die
Fragebögen durchgenommen und die Ergebnisse besprochen. Die Starthilfe seitens
des Mitarbeiters vom Lebenshilfewerk
beinhaltete auch Fahrtraining auf dem
Übungsplatz. Im Laufe der Zeit merkte die
Führerscheinanwärterin aber, dass sie sich
eigenständig vorbereiten möchte. „Ich wollte
das ganz alleine, ohne Hilfe, schaffen“,
sagt sie.
Theorieprüfung fehlerfrei bestanden
Schließlich hatte sie ihr Ziel, den eigenen Führerschein, immer
klar vor Augen. Daran konnte auch der Ausbruch von Corona und die
damit verbundene zeitliche Verzögerung nichts ändern. Im März 2021
bestand sie beim ersten Versuch die Theorieprüfung. „Mit null
Fehlerpunkten“, berichtet Sabrina Neurath stolz. Im Juli folgte
die erste praktische Fahrprüfung, bei der es leider nicht auf
Anhieb klappte. Aber für Sabrina Neurath war das kein Grund, den
Kopf in den Sand zu stecken. Beim zweiten Versuch hat es dann
geklappt: Am 17. August 2021 hielt sie überglücklich ihren
Führerschein in den Händen. „Ich habe mich so gefreut, dass mir
die Tränen kamen“, erinnert sie sich.
Seitdem ist sie nicht mehr Beifahrerin, sondern fährt selbst das
Essen aus. Morgens gegen 9 Uhr fährt sie los, holt aus den
Werkstätten die Töpfe vom Vortag. Erst zum Heuweg, dann zum
Tempelhofer Weg, dann in die Charlottenburger Straße. Manchmal
geht es auch zum Kindergarten in Mölln, wenn sie dort gebraucht
wird. Dann holt sie das Essen und verteilt es auf die Standorte.
Mehr Abwechslung durch zwei Jobs
Durch die zweite Tätigkeit als Fahrerin hat sie jeden Tag
Abwechslung: Einen halben Tag fährt sie Essen aus, die andere
Hälfte des Tages arbeitet sie in der Werkstatt. „Außerdem fahren
wir immer wieder verschiedene Strecken, je nach Verkehrslage. Das
bringt zusätzlich Abwechslung“, erzählt sie. „Für mich ist
Autofahren auch einfach ein Stück Freiheit.“
Dieses Stück Freiheit wollte Sabrina Neurath auch in ihre private
Zeit holen, darum hatte sie sich kurz nach dem Führerschein ein
eigenes, gebrauchtes Auto gekauft. Leider stellte sich das Auto
aber kurze Zeit später als Schrottkiste heraus. „Das war hart,
aber ich habe auf alle Fälle daraus gelernt“, sagt Sabrina
Neurath. Bis zum nächsten eigenen Auto kann es jetzt ein bisschen
dauern, denn der Führerschein war nicht das letzte große Ziel. Die
motivierte Fahrerin möchte die Werkstatt wechseln und gerne nach
Hamm / Westfalen ziehen, da sie dort eine gute Bekannte hat.
Ihr großer Wunsch ist es, auf dem ersten Arbeitsmarkt in einer
Tätigkeit im Bereich Fahrdienst einen Job zu finden. Das ist
aktuell gar nicht so leicht. Aber wenn sie eines gelernt hat, dann
das: Es lohnt sich hartnäckig zu sein und dranzubleiben!
Außerdem Passiert:
Neues von der Arbeit-Pinnwand
Fortbildungen im Lebenshilfewerk
Seit 2021 gibt es im Lebenshilfewerk-Verbund interne Fortbildungen für alle Leistungsberechtigten sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Neben Fortbildungen zum Thema Deeskalationsmanagement gab es auch Schulungen zu ICF/ITP/SHIP. Ebenso fanden Schulungen im Bereich „Persönliche Zukunftsplanung“ statt.
Neuer Arbeitsbereich mit Raum für Menschen mit Autismus
Die Schwarzenbeker Werkstätten erweiterten ihr Angebot
für Menschen aus dem Personenkreis mit Autismus. Ihnen
steht nun ein eigener Arbeitsbereich zur Verfügung, in dem
es ausreichend Rückzugsmöglichkeiten gibt.
Wegeleitsystem Hasselsort
Für das Gebäude der Werkstätten in Hagenow am Hasselsort wurde ein neues
Wegeleitsystem entwickelt, das auch an anderen Orten des Lebenshilfewerks zum
Einsatz kommen soll. Das Besondere: Dank großer selbsterklärender Piktogramme
und Pfeile kann sich hier nun jede und jeder problemlos zurechtfinden.
Beschäftigte in ausgelagerten Arbeitsplätzen
2021 vollzog sich ein Generationenwechsel bei den Fachkräften in den
Werkstätten. Michael Scheel ist nun für das Lebenshilfewerk Hagenow tätig.
Seine guten Kontakte zu ortsansässigen Unternehmen wie der Familie Dr. Oetker
in Wittenburg und der Schäferei Klaus Seebürger führten dazu, dass 2021 einige
Arbeitsplätze außerhalb des Lebenshilfewerks vermittelt werden konnten.
Außerdem wurde der Bereich „Berufliche Integration“ neu gegründet.
Arbeit und Digitalisierung
Das Stichwort Digitalisierung stößt nicht bei allen Menschen sofort auf
Begeisterung. Aber gerade in Zeiten von Corona waren digitale Möglichkeiten
ein Segen für das Miteinander auf Abstand. Das Lebenshilfewerk hat die
Chance genutzt, auf digitalem Wege Kontakt zu halten und nahbar zu bleiben.
Unsere Erfolgsstory: Gemeinsam digital verbunden
In Corona-Zeiten hieß es auch
für die Geesthachter Werkstätten und die
Schülerinnen und Schüler der Hachede
Schule Abstand halten und trotzdem
in Kontakt bleiben.
Wie hat das funktioniert? Die Lehrer und
Lehrerinnen haben die Wünsche und Bedürfnisse
der Schüler und Schülerinnen
aufgegriffen: Wo darf ich ein Praktikum
machen, welche Arbeitsbereiche gibt es
und was erwartet mich da? Um diese
Fragen beantworten zu können, wurden
Fotos in den einzelnen Arbeitsbereichen
und Arbeitsaufträgen in den Geesthachter
Werkstätten gemacht und an die
Lehrer und Lehrerinnen verschickt. Diese
Fotos waren dann Inhalt vom Unterricht.
Außerdem haben die Schüler und
Schülerinnen der Hachede Schule Fragen
formuliert und diese wurden von ehemaligen
Schülern und Schülerinnen,
jetzigen Teilnehmenden der beruflichen
Bildung in einer Video-Konferenz beantwortet.
Darüber hinaus ermöglichte die digitale
Werkstattführung einen direkten Einblick
auf Abstand. An verschiedenen Terminen
fand in den Geesthachter Werkstätten im
Heuweg eine digitale Werkstattführung
statt. Mit einem iPad ging es per Video-
Konferenz durch die Werkstatt. Dabei
konnten die Schüler und Schülerinnen
die einzelnen Arbeitsbereiche und
Aufträge kennenlernen.
Manchmal gab es dabei kleinere technische
Probleme. Dennoch war die Freude
und Überraschung riesig, wenn Schüler
und Schülerinnen und Beschäftigte
sich gegenseitig am Bildschirm wieder
erkannt haben. Beschäftigte und Teilnehmende
der beruflichen Bildung waren
begeistert, ihre Arbeitsaufträge zeigen zu
können und die Schüler und Schülerinnen
fanden es toll, einen Eindruck zu bekommen,
wenn auch nur am Bildschirm.
Die Geesthachter Werkstätten nahmen
auch an der Abschlussfeier der Hachede
Schule digital teil.
Trotz der wunderbaren digitalen
Möglichkeiten freuten sich natürlich alle
darüber, dass später auch wieder
persönliche Kontakte möglich wurden.