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Teil 1
Interview
Susanne Wandrei, Dunja Sommer und Petra Bussian
Frau Bussian, Frau Sommer, Frau Wandrei, wie war die Zeit der Pandemie für Sie – gerade am Anfang?
Petra Bussian Die Zeit war schlimm. Man muss sich ja umgewöhnen. Meine KollegInnen hatten alle frei, aber ich durfte Gott sei Dank arbeiten. Das fand ich gut. Eine Kollegin war, glaube ich, drei Monate zu Hause. Das hätte ich nicht ausgehalten.
Susanne WandreiWir brauchten die Arbeit unbedingt für unsere Tagesstruktur – nur so kamen wir gut durch den Tag. Wir hatten in der Corona-Zeit immer eine Notbetreuung für die Menschen, die eine feste Struktur benötigen.
BussianIch arbeite am Empfang. In der Corona-Zeit habe ich manchmal später angefangen oder bin früher gegangen – es war ja nicht so viel zu tun wie sonst. Es war sehr ruhig. Es kamen Anrufe und wir haben am PC gearbeitet. Posteingang, Postausgang – solche Kleinigkeiten sind angefallen.
Dunja SommerIch fand das am Anfang noch ein bisschen lustig. Alles war plötzlich anders. Aber als es dann immer länger dauerte, war es nicht mehr so lustig. Es war ja schon in den Wochen vorher mehr oder weniger vorauszusehen, aber wir dachten nicht, dass das so schnell passiert. Ich wohne bei meinen Eltern – und plötzlich durfte ich nicht mehr zur Arbeit kommen. Am Anfang war das gar nicht so schlecht. Ich konnte meine Krankengymnastik und meine Arzttermine auf den Vormittag legen. Aber bald wurde es natürlich langweilig, und ich habe meine KollegInnen vermisst. Ich habe dann viel telefoniert: mit meinem Bruder und mit der Arbeit. Man durfte ja niemanden besuchen. Viel Musik gehört und gelesen habe ich auch.
WandreiIch war während der ganzen Zeit über hier, weil wir die Notbetreuung angeboten haben. Diejenigen, die nicht da waren, haben mir sehr gefehlt. Ich selbst hatte Glück – ich habe ein Haus und einen Garten, ich konnte mich frei bewegen, hatte Beschäftigung und Menschen um mich herum. Ich habe oft an diejenigen gedacht, die im Hochhaus leben, in einer Zweizimmerwohnung mit ihrer Familie, dicht an dicht. Das hat mich wirklich bedrückt. Selbst jetzt, wo wir auf einem Lockerungskurs sind, hat sich etwas verändert, finde ich. Ich kann das nicht richtig in Worte fassen, aber es ist nicht mehr so wie früher, nicht mehr so frei und entspannt im Umgang miteinander. Ich denke, dass diese Zeit Spuren im Miteinander hinterlassen hat. Und wir sollten gerade jetzt achtsam sein und nicht zu leichtsinnig. Es reicht, was wir mitgemacht haben – wir sollten uns nicht wieder zurückkatapultieren in den nächsten Lockdown.
Hatten Sie Angst, sich mit Corona zu infizieren?
Bussian Ein bisschen. Es waren schon Ängste da, aber ich habe sie nicht so gezeigt. Hier im Haus der sozialen Dienste habe ich mich aber immer sicher gefühlt.
SommerIch habe viel über Corona im Fernsehen gesehen. Also, ich möchte das nicht haben! Aber Angst hatte ich nicht.
BussianDas stimmt, ich habe mich wohlgefühlt. Es waren ja nur wenig Leute hier. Die KollegInnen waren alle zu Hause, und ich habe sie natürlich vermisst. Ich habe dann ab und zu mit ihnen telefoniert, um den Kontakt nicht zu verlieren. Eine andere Möglichkeit gab es ja nicht.
Wandrei Wir haben hier natürlich ein Hygienekonzept speziell für die Pandemie, und wir waren immer sehr vorsichtig. Wir hatten eine gehörige Portion Respekt. Aber wir fühlen uns geschützt hier, es gibt klare Regeln und ein gutes Konzept. Wir fühlen uns angenommen, und das wissen wir sehr zu schätzen. Wir sind mittendrin und trotzdem geschützt. Das hat nicht jeder.